Literatur-Nobelpreis geht an Annie Ernaux
Soeben hat das Kommitee in Stockholm die diesjährige Preisträgerin des Líteraturnobelpreises bekannt gegeben:
Annie Ernaux, geboren 1940 in Duchesne, Frankreich verfasst im wesentlichen autobiographische Werke (Quelle: Wikipedia). Bei der WBH sind folgende Titel erhältlich:
32288 Erinnerung eines Mädchens
Annie Ernaux erzählt vom Sommer 1958 und dem Mädchen, das sie gewesen ist: von ihrer ersten sexuellen Begegnung, von Freiheit und Lust. Wie nähert man sich seiner Vergangenheit? Wie beschreibt man Verletzungen, die erlitten wurden? Die Veränderungen und Wege, die daraus resultieren? Diese Fragen sucht die Autorin als Schriftstellerin zu beantworten.
Annie Ernaux vergegenwärtigt uns die Jahre, die vergangen sind: Kindheit in der Nachkriegszeit, Karriere an der Universität, das Schreiben, eine prekäre Ehe, Mutterschaft, das Jahr 1968, die so genannte Emanzipation der Frau, die uneingelösten Verheißungen der Nullerjahre, das eigene Altern.
Annie Ernaux nimmt den Tod ihres Vaters zum Anlass, sein Leben zu erzählen: Um die Jahrhundertwende geboren, musste er früh von der Schule abgehen, war Bauer, dann Besitzer eines kleinen Lebensmittelladens in der Normandie. Die körperliche Arbeit ließ ihn hart werden gegen seine Familie. Sein Leben ist auch die Geschichte vom gesellschaftlichen Aufstieg der Eltern.
Das Leben ihrer Mutter: geboren um die Jahrhundertwende in der Normandie, Arbeiterin, dann Ladenbesitzerin, Ehefrau, zweifache Mutter, lebenslustig und offen. Körper und Geist werden später durch Alzheimer zerstört. Zeit ihres Lebens kämpfte die Mutter darum, ihren sozialen Status zu erhalten bzw. ihn sogar zu überwinden. Erst der Tochter wird dies gelingen, eine Distanz zwischen ihnen entsteht.
Juni 1952. Die 12-jährige Annie erlebt etwas Entsetzliches. Ihr Vater versucht, ihre Mutter zu töten. Der Vater beruhigt sich wieder und Annie versucht, das Ereignis zu vergessen. Doch Jahre später, als sie auf ein Foto aus dieser Zeit stößt, begreift sie, dass ihr Leben sich damals auf einen Schlag verändert hatte.
Die 23-jährige Annie merkt, dass sie schwanger ist. Die Studentin aus bescheidenen Verhältnissen weiss: Wenn sie ein uneheliches Kind zur Welt bringt, wird sie alles verlieren. Das hart erkämpfte Universitätsstudium, die Hoffnung, dem engen, prekären Milieu der Eltern zu entkommen. Sie ist entschlossen, die Schwangerschaft zu beenden, aber 1963 in Frankreich ist Abtreiben illegal.